Von Martinique bis Antigua

Martinique, 27.11.2006

Pünktlich sind wir am 27.11. um 17.10 Uhr in Lamentin am Flughafen, um Karin und Karl, die beiden zukünftigen Langfahrtsegler aus Hamburg und unsere Mitsegler für die nächsten 14 Tage, abzuholen. Vom zugeschickten Foto per E-Mail wissen wir, wie sie aussehen und sind sehr gespannt, wie das alles so werden wird. Mit nur 10 Minuten Verspätung kommt der Flieger an. Wir haben zur Sicherheit ein Schild mit dem Namen „Nuku’alofa“ gemalt, ganz professionell wie die Reiseunternehmen, damit wir die Beiden auch wirklich nicht verpassen. Und da hat Renate sie auch schon gesichtet und marschiert mit dem Schild auf die Beiden los. Na, das hat ja perfekt funktioniert. Begrüßung und erster „small talk“ auf dem Weg nach Le Marin. Mit dem Dinghi bringen wir alle mit einer Fuhre zum Schiff ins „deutschsprachige Eck“ vor den Mangroven. Nach einem Begrüßungsschluck „Pina Colada mit Martinique Rum“ erzählen Karl und Karin etwas von sich, wir sind ihnen von unserer Internetseite her ja schon bekannt. Einquartierung in der Vorschiffkoje, noch ein paar wichtige Einweisungen, dann ziehen sich die Beiden in ihre Kojen zurück. Nach 24 Stunden auf den Beinen sein von Hamburg über Paris darf man auch müde sein. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Nach diesem ersten „Beschnuppern“ sind wir alle der Meinung, dass die „Chemie“ stimmt und der 14 Tage Törn nach Guadeloupe bis in die Deshaies Bucht gut werden wird. Akklimatisieren, Schwimmen und Einkaufen im Leader Price steht für den nächsten Tag auf dem Programm. Schließlich sollen Karin und Karl ja hautnah erleben, was in der Langfahrtsegler Szene so auf sie zukommt. Dazu gehört natürlich auch Interneten und die Happy Hour in der Mango Bay Bar am Seglerstammtisch. Da unsere Freunde Gerdi und Ulli mittlerweile aus St. Lucia eingetroffen sind, verabreden wir mit ihnen für Mittwoch ein gemeinsames Grillessen an Bord der Nuku’alofa. Wie immer bereitet jeder einen Salat zu. Damit wenigstens das Schiff an diesem Tag mal bewegt wird, verlegen wir nach dem Wasserbunkern in der Marina Port du Marin raus auf die Reede von St. Anne. Am nächsten Tag geht der Törn dann erst richtig los, entlang der Westküste von Martinique über die Grand Anse D’Arlet in die Anse Mitan.

Blick auf Ankerplatz und Marina von Le Marin
Wir holen unsere Gäste am Flughafen persönlich ab, wie bei der TUI
Der Palmenstrand der Anse d' Arlet in der Abendsonne
Die Hautfarbe der Kariben ist heller als die der übrigen Einwohner von Dominica, die Gesichtszüge haben einen deutlichen asiatischen Einschlag
Die Boote werden von Hand gefertigt und an die Fischer verkauft

Am nächsten Tag legen wir einen Tag zum Relaxen ein, nutzen das von Jan installierte Internet in Big Papas Restaurant, an der Theke gibt es sogar Wireless). Am Abend findet die wöchentliche Reggae Party für die Jugend von Porthsmouth statt. Eine gute Gelegenheit Wiedersehen mit unseren Freunden von der Carpe Diem und Tuulivei, die heute angekommen sind, zu feiern. Weil die Zeit drängt, gehen wir am nächsten Morgen ankerauf zu den 20 sm entfernten Les Saintes.

Die kartoffelähnlichen Kasavawurzeln werden gerieben, das Mehl über dem offenen Feuer getrocknet und zum Brotbacken verwendet.
Bild: Karl Flammersfeld

Mit dem Mietwagen unternehmen wir eine Inselrundfahrt, besichtigen die Domaine de la Pagerie, den Geburtsort von Josefine, Gemahlin Napoleons I. und Kaiserin von Frankreich. Von der ehemaligen Zuckerplantage sind noch Ruinen, zum Teil restauriert, erhalten. Die ganze Anlage dient als Museum und man kann eine interessante Sammlung von Gegenständen aus der präkolumbischen Zeit besichtigen. In Fort de France schauen wir uns in der Bibliotheque Schoelcher um. Dieses Gebäude fungierte 1989 auf der Weltausstellung in Paris als Pavillon der französischen Antillen und wurde anschließend nach Martinique verschifft und wiederaufgebaut. Bemerkenswert ist die ungewöhnliche Fassade aus Majolikafliesen, die noch vom Originalbau stammen. Nach einem Spaziergang entlang der neu gestalteten Uferpromenade geht die Fahrt weiter zur Ostküste nach Sainte-Marie und dem Rum-Museum Saint-James, am Abend bummeln wir durch Trois Islet und beschließen den Tag mit einem Essen in Point du Bout. Jeden Tag gehen heftige Regenschauer nieder, offensichtlich ist die Regenzeit immer noch nicht zu Ende. Doch die Beiden tragen es mit Fassung, an der Ostsee, ihrem Heimatrevier ist man schließlich ganz anderes gewöhnt. Es ist ja nicht wirklich kalt, nach jedem Schauer scheint gleich wieder die Sonne, da kommt man ganz schön ins schwitzen. Nächster Stopp ist St. Pierre und von dort geht es, auf Wunsch von Karl in einem Nachttörn bis in die Prince Rupert Bay im Norden von Dominica.

Dominica, 04.12.2006

In der Prince Rupert Bay/Dominica treffen wir Jan, den neuen Trans-Ocean Stützpunktleiter, wieder. Wir haben ihn bereits in Porlamar im Oktober kennen gelernt und er hat uns viel über seine Pläne zum Aufbau der Bucht als Seglertreff erzählt. Es gibt bereits einen Dingisteg vor Big Papas Restaurant, in der Nacht patrouilliert ein Boot und hält Wache, morgens wird auf Bestellung frisches Brot an Bord geliefert, man kann Wasser bunkern und es gibt Internet an Land. Die Boatboys sprechen sich ab, wer für welches Boot zuständig ist und in Planung ist ein Tankboot, das auf Bestellung steuerfreien Treibstoff an die Yachten im Transit liefert. Hört sich alles gut an, der Anfang ist bereits gemacht und läuft auch schon. Man muss abwarten, wie sich das alles entwickelt. Gemeinsam mit Karl und Karin unternehmen wir unter der Führung von „Guide Cobra“ eine Inselrundfahrt durch den tropischen Regenwald und das fruchtbare Tal des Layou River. Cobra zeigt uns Kakao- und Ananaspflanzen, gibt eine Lehrvorführung „wie öffnet man mit einem Stein eine Kokosnuss“, wir riechen an einem zerriebenen Blatt vom Zimtbaum und am Zitronengras, das hier überall am Wegrand wächst und lernen auch sonst noch einige uns unbekannte Pflanzen kennen. Trotz der immer wieder heftigen Regenfälle, der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre, nehmen wir im Wasserfall ein Bad. Im Restaurant „Islet Views“ oberhalb von Castle Bruce an der Ostküste lassen wir uns ein typisch kreolisches Essen mit geräucherten Schweinerippchen in würziger Soße, Reis mit braunen Bohnen, gekochtem Maniok, gebratenen Plantains (Kochbananen) und einen Früchtenachtisch mit Kokosnusskrokant schmecken. Im Preis von 140,00 XCD (ca. € 42)  für 4 Personen ist auch die herrliche Aussicht auf das Meer mit inbegriffen. Entlang der Ostküste fahren wir weiter durch das Carib Territory, ein 1800 ha großes Gebiet. Das Land wurde den letzen Nachkommen der auf den anderen Inseln ausgerotteten Karibenindianern 1903 von der englischen Königin Victoria übereignet und ist unverkäuflich. Die Kariben verlassen ihr Gebiet nur selten und leben sehr traditionsbewusst. Frauen, die heute einen Schwarzen heiraten wollen, müssen das Gebiet verlassen. Ihren Lebensunterhalt erwirtschaften die Cariben mit dem gemeinsamen Anbau von Bananen und Kokospalmen. Wie überall auf der Insel werden die Bananen in so genannten “Boxing Stations“, das sind offene Hütten, gesammelt und verpackt. Die Kokosnüsse werden vor den Hütten gesammelt, aus der dicken Faserschicht herausgeschält, halbiert und anschließend in Öfen langsam getrocknet, bis sich das Fruchtfleisch herauslöst. Diese Copra wird an die auf der Insel ansässige Öl- und Seifenfabrik verkauft. Der Fasermantel und die Hartschalen der Kokosnüsse werden zum Heizen der Öfen verwendet, ein perfektes Recycling. Die Frauen haben durch den Verkauf von Ketten aus Samen und Bambus und durch Flechtarbeiten, die mit verschiedenen Erdfarben eingefärbt sind, einen kleinen Nebenverdienst. Auch ich muss ihnen natürlich was abkaufen, obwohl ich schon 100 Körbchen und Ketten habe, allein schon als kleines Dankeschön für die Bilder, die wir machen durften. Die schweren Kanus bauen die Indianer für den Fischfang, jedoch auch für die Inselführer, die in der Prince Rupert Bay die Yachties versorgen und die Indian River Tour anbieten. Cobra, unser Inselführer, bestellt beim Bootsbauer das halbfertige Kanu. Das Besondere an den Kanus ist der untere Teil des Rumpfes, der aus einem einzigen Stamm gefertigt ist. Ein paar Kilometer weiter wird in einer riesigen Eisenpfanne über dem offenen Feuer das Mehl der Kasavawurzel getrocknet, um daraus Brot zu backen.

Büste der Kaiserin Josefine an ihrem Geburtsort
Zuckerrohrpresse im Rum-Museum
Bibliotheque Schoelcher in Fort de France

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